Malerei von Claudia Eckstein-Strehlow Plattenspieler und Zubehör - Manfred Strehlow
Malerei von Claudia Eckstein-StrehlowPlattenspieler und Zubehör - Manfred Strehlow

Einführung von                   Eva Patrizia Morreale

Individualität, Charakter, Ausstrahlung, eine eigene Geschichte, einen Namen, Geist, Grips und vieles mehr sind Stichworte, die wir mit Köpfen von Menschen verbinden.

An die "Köpfe" von Claudia Eckstein-Strehlow, denen sie allen Namen gab und die sie mit ausdrucksstarken, individuellen Gesichtszügen in Öl auf Leinwand (50 x 60 cm) gebracht hat, stellen wir die gleichen Anforderungen und fragen: Wen sehen wir? Welches Schicksal und welchen Charakter hat dieses Wesen?  Es scheint uns ein Bedürfnis zu sein, zu spekulieren, wen wir sehen.

 

Die Künstlerin stellt keine real existierenden Personen dar.

Zügig und intuitiv malend hat sich Claudia Eckstein-Strehlow während der Entstehung der Gemälde selbst überraschen lassen, wer ihr neues Gegenüber ist. Es geht ihr bei diesen Gemälden nicht um die Erzielung von Ähnlichkeit zu real existierenden Personen sondern um den Malprozess.

 

Ob denn die "Köpfe" ganz von Innen kommen. Ohne jegliche Vorlage? Ja und nein. Wir alle haben viele Gesichter und Personenportraits der Malerei und vor allem aus den Medien, wie Fotografien aus Zeitschriften vor unserem inneren Auge. Würden wir beginnen, Männerköpfe oder Frauenköpfe zu zeichnen oder zu malen, dann würde sich rasch eine Wiederholung zeigen. Ohne an der Kraft des Malens zu zweifeln, können wir festhalten, dass die Natur vielfältiger ist, als das uns eigene Formenrepertoire. Aus einem Fundus von Fotos aus Zeitschriften und Büchern hat die Künstlerin geschöpft und Elemente, wie Nasen und Kinnpartien, Haaransätze, Haarfrisuren und Haarfarben im Schaffensprozess verändert, so wie die Natur durch Gene immer wieder individuelles Aussehen bestimmt. Es sind erwachsene Personen, reiferen Alters als Gemäldemotive  entstanden. Keine Kinder oder Jugendliche. Bis jetzt nicht, denn diese haben noch nicht so eine stark ausgeprägte Persönlichkeit. Und doch spricht die Künstlerin von "ihren Kindern". Deshalb hat sie ihnen auch Namen gegeben. "Romeo" ist der romantische und dramatische. "Cyrano" ist der mit der großen Nase. "Hyperion" sieht wie ein Held der griechischen Mythologie aus. Weiter gibt es "Philomena", "Ariadne", "Norman", "Kassandra", "Oktavian" u.v.a.

 

Manchmal war auch der Name zuerst da, weil er der Künstlerin plötzlich einfiel oder gut gefiel: So Pernilla - und die Suche, welcher von den noch namenlosen Frauenköpfen denn der von Pernilla wäre, begann.

 

Sie sind alle mit überlängtem Hals zu sehen, der eher wie eine Halterung wirkt, da wir keinen Schulteransatz und kein Brustbild sehen. Es gab innerhalb der allerersten Arbeiten auch hals lose, quasi schwebende Kreationen. Das waren dann aber fast Geisterbilder, nicht mit der Wirkung, wie jetzt die Gemälde.

 

Die Augen sind meist weit geöffnet, den Blick nicht auf uns gerichtet, sondern in sich gekehrt. Manchmal halbgeschlossene oder ganz geschlossene Augen. Nachdenkende, sinnende, konzentrierte, auf sich konzentrierte Gesten. Meist im Dreiviertelprofil, mal leicht nach links oder rechts gewandt. Teilweise sehen wir die Köpfe in der Frontalansicht, doch nie im strengen Profil. Beispielsweise “Prof. Dr. Dr. W. von P.” ist in der Frontalansicht zu sehen.

 

Es gibt keine Gegenstände, die sie weiter festlegen mit Attributen, etwa Halsketten, Ohrringe, Sonnenbrillen, Hüte oder Ähnliches. Dies war in der Portraitmalerei der vergangenen Jahrhunderte üblich und auch wir charakterisieren uns heute noch mit ähnlichen Accessoires.  Eine solche Ablenkung hat die Künstlerin nicht intendiert, es geht ihr um die Ausdruckskraft der Gesichtszüge. Nur eventuell einmal Lippenstift, also besonders rote Lippen sind beispielsweise bei „Mary Lou“ zu sehnen, die einen genauso roten Hintergrund hat. Kommen wir zur Hintergrundgestaltung.

 

Es gibt keine Hintergrundmotive, wie eine Landschaft oder ein Interieur, etwa gemusterte Tapeten, Möbel oder Blumenvasen, die ablenken. Einfach Köpfe und pure Farbe als Hintergrund. Manchmal Ton in Ton zur verwendeten Farbe für den Gesichtsteint oder für die Haare, manchmal aber auch im Kontrast dazu. Symbolisch ist bei “Maria” das königliche Blau im Hintergrund und bei “Joseph” das Rot, welches für Liebe und Wärme steht. “Undine” hat im Gesichtsteint Grün und auch ihr Hintergrund ist grün, wie es zu ihr als Wasserwesen passt. “Romeo” hat so blaue Augen, wie sein Hintergrund blau ist. Die Künstlerin hat hier zusätzlich die Kontrastfarbe Gelb mit ins Bild gebracht.

 

Die Köpfe sprechen durch ihren Gesichtsausdruck zu uns. Mit unterschiedlichen Ausstrahlungen wirken sie in sich ruhend, selbstbewusst, ängstlich, etc. Bei manchen können wir uns vorstellen, wie sie sprechen würden.

 

Claudia Eckstein-Strehlow hat die Köpfe, die wir meinen zu kennen, durch ihre Schöpfungen erweitert und gezeigt, dass Köpfe nicht automatisch Portraits sind.

 

Eva Patrizia Morreale im Oktober 2011

 

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© Manfred Strehlow letzte Änderung 24.03.2024