Vernissage zum neuen Gemäldezyklus CHIMÄREN
Ich möchte jetzt erstmal etwas zu den Entstehungsprozessen meiner Gemäldezyklen sagen. Es gibt verschiedene Herangehensweisen. Ich versuch das mal am Beispiel der „Venus von Willendorf“ zu erklären. Hier war mein Interesse an „archaischen Steinzeitstatuetten“ schon da, bevor es Eingang in meine Malerei fand. Der Erwerb einer Replik der „Venus von Willendorf“ im Naturhistorischen Museum in Wien, dort befindet sich das Original, führte dazu, dass ich mich über Skizzen und Zeichnungen annäherte, um sie dann in großformatigen Öl-Gemälden aus verschiedenen Perspektiven auf die Leinwand zu bringen. Sie war mein Modell. Generell kann ich sagen, je mehr und je tiefer ich in ein Thema eintauche, umso mehr Facetten entdecke ich und manchmal führt es mich in die Abstraktion.
Die andere Herangehensweise besteht darin, zum Beispiel bei „Black & White“ oder „Ferne Welten“, dass ich mich von meiner inneren Intuition und Anschauung leiten lasse. Ich habe das mal, als das „innere Reservoir“ aus dem ich schöpfe, bezeichnet. Einige der hier Anwesenden, die bei unserem „Ferne Welten“-Projekt dabei waren, werden sich vielleicht daran erinnern. Ich habe mich über sehr, sehr lange Zeiträume mit verschiedenen Themen in meiner Malerei intensiv auseinander gesetzt…. angefangen mit den „Metamorphosen“, über „Bäume“, „Venus von Willendorf“. „Köpfe“, „Gesichtslandschaften“ etc., um nur einige davon zu nennen. Dadurch wurde das Reservoir sozusagen angefüllt und es bleiben in mir im Laufe der Jahrzehnte Erinnerungsspuren zurück, auch im Unterbewusstsein. Es hat sich meine ganz eigene Bildsprache entwickelt, die es mir ermöglicht, Gemälde alleine aus der inneren Anschauung zu erschaffen. Das war und ist noch immer eine spannende Entdeckungsreise in meine eigene innere Welt. Das heißt ein Thema kann sich auch erst im Verlauf des Entstehungsprozesses entwickeln. So auch der neue Zyklus der Chimären.
Mehrere Leinwände im Format 30 x 60 cm warteten im Atelier auf mich. Die ersten drei Bilder lagen im abstrakten Bereich. Ich saß lange Zeit davor und entdeckte in den Formen etwas figuratives … aber eher eine Verzerrung oder Deformation eines Körpers. Also dahin könnte die Reise gehen, dachte ich und arbeitete weiter. Es kristallisierten sich immer mehr sonderbare Mischwesen heraus …. skurrile, absurde, vielleicht auch manchmal abstoßende Gestalten, bevölkerten die kleinen Leinwände. Der Zyklus der Chimären war geboren. Nach und nach besiedelten diese Wesen mein Atelier und ich tauchte tiefer ein, in diese Welt der absonderlichen Figuren, die mir aber auch immer mehr ans Herz wuchsen, … „schön“ im landläufigen Sinne sind sie wohl eher nicht. Manches bleibt auf den ersten Blick verborgen und offenbart sich erst nach längerer Anschauung.
Viele der Bilder wurden immer wieder überarbeitet, manchmal auch verworfen und komplett übermalt. Es wird gewiss nicht jeder einen Zugang dazu finden, das kann ich aber auch nachvollziehen.
Näher auf den Begriff CHIMÄRE werden Manfred und ich in unserem neuen Multimedialen Projekt eingehen, dessen Ursprung in diesem Gemäldezyklus liegt und nächstes Jahr 2025 zur Aufführung kommen wird.
Claudia Eckstein-Strehlow, September 2024