Zyklus SPUREN
Seit vielen Jahren schon, während ich mit dem Zyklus der „Bäume“ und später mit der „Venus von Willendorf“ beschäftigt war, verfolgen mich die SPUREN. … SPUREN… auf Oberflächen verschiedenster Art (z.B. Wände, Metalle, Mauern, Wege … etc.) denen die Zeit und Witterungseinflüsse zugesetzt und sie für mich auffällig gemacht haben. … SPUREN… die sich beiläufigen Blicken entziehen… unscheinbar, gar hässlich zeigen sie sich dem Betrachter als Ausdruck von Verfall und Zerstörung. Abdrücke vergangener Zeit, die den Oberflächen die Makellosigkeit genommen hat. Mikrokosmen entfalten sich und werden, durch die Malerei in den Fokus genommen, verändert, vergrößert und dadurch zu etwas Bedeutsamen.
Von ganz besonderer Faszination war für mich der „Alte Lokschuppen“ in Bischofsheim. Seit vielen, vielen Jahren vergessen und verlassen, blühen dort Schimmel, Rost und Moder… eine ganz eigene Welt… Wände, die an abstrakte von der Natur geschaffene Gemälde erinnern… geheimnisvoll und düster.
Mit dem Zyklus SPUREN hat sich auch meine Maltechnik verändert. Mittels Bleistift werden Spuren in die noch frische Ölfarbe gekratzt, teilweise die Oberfläche wieder aufgerissen (eine Art Entsprechung des Verwitterungsprozesses), manchmal auch mit Anhaftungen von Graphit, denen das Auge folgen kann wie es sich durch die Ölfarbe frisst und dahin mäandert, ganz eigenen inneren Spuren folgend. Dann wieder mehrfach überarbeitete, aufgerissene Bilder, die eine andere nicht genau planbare Struktur dabei entwickeln. So birgt auch der Malprozess selbst manche Überraschung. Der Betrachter kann in diesen Miniaturwelten „spazieren gehen“ und dabei Eigenes, vielleicht nur von ihm selbst wahrgenommenes, entdecken.
Claudia Eckstein-Strehlow
im November 2009